ABGESANG - Aus dem Leben von Theaterschauspielern
INTERVIEW ZUM FILM:
http://kavantgar.de/kavantgarde-tv-interview-mit-robert-besta-zu-seinem-film-abgesang/
Preview am 16.7.2012 um 17Uhr im STUDIO des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.
Und MONATLICH im Programm des Bad. Staatstheaters!
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/1382/
INTERVIEW ZUM FILM:
http://kavantgar.de/kavantgarde-tv-interview-mit-robert-besta-zu-seinem-film-abgesang/
Preview am 16.7.2012 um 17Uhr im STUDIO des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.
Und MONATLICH im Programm des Bad. Staatstheaters!
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/1382/
Mit:
Kurt Müller Graf
Eva Derleder
Stefan Viering
Hannes Fischer
Michael Rademacher
Hannsjörg Schuster
BUCH/REGIE: Robert Besta
KAMERA: Daniel Freytag.
TON Daniel Freytag
TON MASTERING Marc Leyendecker
HARDWARE I SOFTWARE MASTER Ralf Strecker
TON Daniel Freytag
TON MASTERING Marc Leyendecker
HARDWARE I SOFTWARE MASTER Ralf Strecker
SCHNITT: Daniel Freytag, Robert Besta
Produktion: besta films, home@media Freytag, Gesellschaft der Freunde des Bad. Staatstheaters Karlsruhe
Produktion: besta films, home@media Freytag, Gesellschaft der Freunde des Bad. Staatstheaters Karlsruhe
Beim Publikumsgespräch nach dem Film mit Peter Spuhler, Michael Rademacher, Eva Derleder, Hannes Fischer, Stefan Viering (v.l.n.r)
PRESSE:
Sternstunde der Schauspielgrößen
Umjubelte Premiere von Robert Bestas Dokumentarfilm „Abgesang“ im Staatstheater-Studio
Und plötzlich sind da diese Tränen, die einen fassungslos machen: Etwa zur Mitte des rund einstündigen Films „Abgesang“ sieht man, wie der 98-jährige Kurt Müller-Graf über den Titel „Staatsschauspieler“ spricht. Nein: Eigentlich spricht er über seinen sterbenden Vater. Der sei Staatsbeamter gewesen, „etwas anderes konnte ein anständiger Mensch gar nicht werden“, umreißt Müller- Graf die Weltsicht jener Zeit, aus der er hervorgegangen ist. Und dann spricht er von dem „Bettchen“, in dem sein Vater gelegen habe, und sagt nur: „Als er dieses Wort hörte: Staatsschauspieler…“ Wobei der die erste Silbe betont und die drei letzten nahezu wegmurmelt. Dann kommen ihm die Tränen.
Da ist es mucksmäuschenstill im rappelvollen Studio des Staatstheaters, wo „Abgesang“ seine umjubelte Erstaufführung erlebte – in Anwesenheit von fünf der sechs hier portraitierten Schauspieler im oder kurz vor dem Ruhestand. Es ist wohl der ergreifendste Moment der herausragenden Filmdokumentation von Robert Besta – nicht zuletzt, weil sich allein in der Betonung dieses einen Wortes zwei Phänomene des Schauspielerberufs herauskristallisieren. Zunächst wird erinnert an die Herkunft dieses heutzutage von Medienrummel und Star-Träumen geprägten Berufs aus dem einst von braven Bürgern und Beamten skeptisch beobachteten gesellschaftlichen Untergeschoss. Und indem es Müller-Graf gelingt, in dieser Wortbetonung gewissermaßen die Ansichten seines Vaters und sein eigenes Abarbeiten daran ins Bewusstsein zu rufen, ohne es explizit zu erklären, wird offensichtlich, welch enorme Imaginationskraft von einem Schauspieler ausgeht, der seine Mittel beherrscht.
Wobei es in diesem Film, der aus Interviews während der Saison 2012/1 herausdestilliert wurde, zwar ständig ums Spielen geht, aber so gut wie nie gespielt wird. In berührender Ehrlichkeit spricht da etwa Micheal Rademacher über die vergebliche Suche des Schauspielers nach Liebe (die der Zuschauer und die der Theaterleitung), Eva Derleder über die hohe Gefahr des Abrutschens in Süchte, Hannsjörg Schuster über karrierehemmende Selbstzweifel, Stefan Viering über frustrierende Zuschauerlethargie oder Hannes Discher über den Konflikt mit neuen Theaterformen, in denen der Schauspieler nicht mehr als Menschendarsteller gefragt ist. Zugleich offenbaren sie ihre innerste Verbundenheit mit ihrer Tätigkeit. Und nicht zuletzt leisten sie für den Zuschauer das, was Robert Besta beim Schlussapplaus als seinen Gewinn bei dem Film erklärt: Sie benennen Phänomene dieser so flüchtigen wie faszinierenden Tätigkeit auf ungemein erhellende Weise. Und auch wenn sich alle dezidiert als Bühnenschauspieler beschreiben und Film als „eher technische Angelegenheit“ einschätzen – die Bühne dieses fulminanten Films, den Besta auf DVD veröffentlichen und auf Festivals präsentieren will, haben sie für eine Sternstunde genutzt.
Die Rheinpfalz, 20.07.2012
Gedanken über das Leben danach
Film über alternde Schauspieler in Karlsruhe
Selten hat das „Studio“ des Badischen Staatstheaters eine so einvernehmliche und noch dazu völlig überfüllte Veranstaltung erlebt. Dabei ging es diesmal um ein Kinowerk: Der Dokumentarfilm „Abgesang“ von Robert Besta eröffnete einen so liebe- wie verehrungsvollen Blick auf alternde Schauspieler des Karlsruher Theaters.
Für das Publikum war es eine Begegnung mit sechs Darstellern, die teils kurz vor ihrem Ruhestand stehen, teils aber auch ihren Abschied von der Bühne lange hinter sich haben. In unkommentierten, geschickt geschnittenen Aussagen geben sie Auskunft über sich selbst und ihre Träume. Wunsch und Wirklichkeit klaffen da zwar immer wieder auseinander, aber unverändert bleibt stets die idealistische Vorstellung von der Schauspielerei, hinter der mehr steckt als ein bloßer Brotberuf.
Souverän und mit fesselnder Eindringlichkeit berichtet da der hoch betagte Kurt Müller-Graf, der in Kürze 99 Jahre alt wird, wie er, aus bürgerlichen Verhältnissen stammend, durch Glück zur Bühne kam und wie er sich dort vor allem als Vermittler des Dichterwortes verstand.
Ähnlich unverstellt äußerte sich auch der wundervolle Michael Rademacher, der dem Karlsruher Publikum als hintersinniger Komödiant in lebhafter Erinnerung ist und nun darüber sinnierte, was aus seinem Theater geworden ist. Von verklärter Rückschau auf eine vermeintlich gloriose Vergangenheit ist da kaum die Rede, eher von dem Schmerz über all das, was er im Leben trotz allen Bemühens eben nicht erreicht hat. Mit verwandtem Freimut beschrieb Hanns Fischer – auch er ein Erzkomödiant - seinen Weg zum Theater, aber auch das Scheitern mancher Illusionen und Hoffnungen. Erkennbar ist er mit der Entwicklung der Schauspielkunst, wie sie sich in jüngerer Vergangenheit anbahnt, nicht recht einverstanden. Dass er damit im Kreise seiner älteren Kollegen nicht ganz allein steht, wurde in dem Film, der freilich großenteils noch vor der neuen Ära Spuhler/Linders entstand, an vielen Stellen mehr oder weniger deutlich.
Eine gewisse Zurückhaltung ließ auch Hannsjörg Schuster erkennen, der sich zwar 40 Jahre lang „auf der Bühne herumgetrieben“ hat und dem dabei doch, wie er in leichter Resignation durchblicken ließ, die rechte Erfüllung versagt geblieben ist. In pointierter Beiläufigkeit plauderte Stefan Viering über seinen wechselhaften Theaterweg und kokettierte daneben mit der „Zumutung“, ihn nach seiner Vergangenheit als „Alt-68er“ und Mao-Anhänger gar zum „Staatsschauspieler“ zu ernennen.
Eva Derleder dagegen, die dem Publikum bislang immer wieder in differenzierten Studien begegnete, sprach sehr nachdenklich, während sie sich meist im düsteren Ambiente eines Friedhofs filmen ließ, auch von den Abstürzen Gefahren, von den trüben Momenten, die der Beruf des Schauspielers mit sich bringe.
Die eindringliche „Preview“ des Films, zu der die portraitierten Schauspieler mitr Ausnahme Hannsjörg Schusters auch selbst erschienen waren, stieß auf jubelnde Zustimmung. Die begeisterung und der Andrang warn so groß, dass das Theater kurzfristig eine weitere Vorführung angesetzt hat: heute, 20. Juli, um 20 Uhr im „Studio“.
Jetzt auch im VANGUARDE, Mühlburg Karlsruhe:
Sichtung:
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